Meine Wurzeln befinden sich zwischen „Abriss und Hochbau“. Als Tochter eines Tiefbauunternehmers, der in seiner Freizeit am liebsten der künstlerischen Gestaltung malerischer Hochbeete, extravaganter Skulptur-Brunnen und sehenswerten südländisch anmutenden Gartengestaltungen nachging, habe ich dieses Talent bedauerlicherweise nicht geerbt.
Was allerdings den Umbau alter und maroder Gebäude angeht, welche im Zweifelsfall tatsächlich eher dem Bagger zum Opfer fallen würden, habe ich ein Gespür entwickelt, dass hier möglicherweise ein Schatz verborgen liegt.
Angefangen hat diese Liebe zum Umbau alter Häuser im ersten Haus, dessen Umbau ich mit gestaltet habe.
Aber erst beim Umbau meines Elternhauses war mir bewusst, dass dies der Beginn einer großen Leidenschaft ist, auch wenn mich diese Leidenschaft an so manchem Umbau-Tag große Anstrengung, Mühe und Nerven und – zugegebener weise – auch die eine oder andere Träne gekostet hat.
Wer sich auf schon einmal auf einen Umbau in Form einer kompletten Neugestaltung der Grundrissplanung, Kernsanierung und Modernisierung eingelassen hat, weiß, dass man sich auf ein großes Abenteuer einlässt. Wenn es aber gelingt, ein wirklich gutes Team von Handwerkern zusammenzubringen, kann das Ergebnis überwältigend sein und die nervenaufreibende Zeit, teilweise geprägt durch Ratlosigkeit, Unsicherheit und fragwürdiger Herangehensweisen des einen oder anderen involvierten Handwerkers ist so gut wie vergessen.
Ich kann mich noch gut an einen ganz bestimmten Freitagnachmittag mitten im schlimmsten Umbau-Albtraum erinnern, nachdem alle Handwerker sich frühzeitig in das Wochenende verabschiedet hatten. Ich stand inmitten des ehemaligen Wohnzimmers meiner Eltern, sah nach oben, wo das Abriss-Team der Bautruppe in den letzten Tagen das komplette Dach herausgerissen hatte, und schaute quasi unbegrenzt in einen eisblauen Januar-Himmel hinauf. Es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.
Da habe ich nur gedacht: Um Gottes Willen – was mache ich hier? Bin ich eigentlich verrückt geworden? Was, wenn das alles schiefgeht, wenn ich nicht mehr beeinflussen kann, dass meine Jungs von der Handwerker-Truppe das vor dem nächsten großen Regen „dicht bekommt“?
Zum Glück wurde die Decke in der Woche darauf ordentlich eingezogen und das Haus in den darauffolgenden Wochen mit einem neuen Mansardendach versehen, dass Monate zuvor im Zuge der Erteilung einer Baugenehmigung bei dem zuständigen Bauamt noch für einen kritischen Blick gesorgt hatte. Das lag daran, dass man Mansardendächer hier in der Gegend nicht mehr oft baut und deshalb das Bild der Umgebung unter Umständen beeinträchtigt sein könnte. Interessanterweise sind es aber neben den aktuell beliebten Bauhaus-Neubauten mit Staffelgeschossen, gerade die Mansardendächer, die, da quasi geringe Schrägen, für mehr Wohnraum und somit für ein harmonischeres Raumkonzept sorgen.
Bevor es allerdings an die Erstellung des Daches ging, hatte ich im Erdgeschoss zunächst einmal die meisten Trennwände herausreissen lassen, um das Grundrisskonzept entsprechend meiner Vorstellungen zu verändern. Aus einem Wohnzimmer, einer separaten Küche und einem hinter der Küche liegenden Bad wurde ein großer Raum. Hier sollten eine offene Küche, wo eine große Kücheninsel Platz finden sollte, der Essbereich und der Wohnbereich angeordnet werden. Natürlich fanden alle diese Arbeiten unter Anleitung eines fähigen Statikers statt. Genau dieser Statiker hatte mir allerdings zu Beginn versucht auszureden, überhohe Terrassentüren einzubauen. Da müsse man den Sturz verändern. Es ist, wie man sich vielleicht schon denken kann, bei dem Versuch geblieben. Und es gab natürlich eine Vorgeschichte: Da ich der Meinung bin, dass hohe Decken einen Raum generell lichter und großzügiger wirken lassen, und ich jetzt die einmalige Chance dazu hatte, genau das in die Tat umzusetzen, wollte ich diese natürlich nutzen. Nur passt zu einer über drei Meter hohen Decke keine zwei Meter hohe Terrassentüre mehr. Also diskutierte ich nicht lange mit meinem Statiker deswegen und bestand auf meinen zwei Meter und dreissig Türen.
Zum Glück war das innerhalb der Umbaumaßnahme die einzige größere Uneinigkeit zwischen uns.
Ich kann an dieser Stelle versichern, dass wir, entgegen der Meinung vieler unkender Verwandter und Freunde, tatsächlich knapp fünf Monate später umgezogen sind. Zwar fehlten zu dem Zeitpunkt noch diverse Innentüren, Fußleisten und das Gäste-Bad ist auch noch nicht fertig, aber das war mir zu diesem Zeitpunkt ziemlich egal.
Wichtiger war: Es war geschafft und man kam sich so ein bisschen vor wie ein Abenteurer, der nach Hause kommt.
Was geblieben ist und sich noch vertieft hat, ist die Liebe zu Immobilien, zu Häusern, die mit Zuwendung und kreativen Ideen zu einem Zuhause werden können. Bei mir auf jeden Fall eine Liebe und Leidenschaft die ich mit Begeisterung lebe!